Erst besinnt’s

Sie geben sich so viel Mühe mit ihrem neu eröffneten Frisiersalon. ›Hannahs Haaradies‹, die Inhaberin und ihre aufmerksame und engagierte Helferin Frau Pietsch. Alles wär‘ dacor , wenn da nicht Hannahs täglicher Ärger wäre. Jeden Morgen liegt ein ekeliger dicker stinkender Hundehaufen direkt im Eingang des Frisiersalons. Schon mehrfach musste sich Hannah fast übergeben. Urheber: ›Enno‹ von der Gaststätte um die Ecke. Der Hund groß, schwer, unverschämt wie sein Herrchen und genau so beratungsresistent. Frau Pietsch leidet mit Hannah und fürchtet um ihren gerade erst gewonnenen Arbeitsplatz. Hannah hat bereits eine Anzeige unter ›Geschäftsübernahmen‹ in einer Fachzeitschrift geschaltet.

Doch Frau Pietsch wird nicht so leicht aufgeben, so eine ist sie nicht. Sie wird dafür sorgen, dass Hannah wieder gern zur Arbeit kommt, und sich selbst ihre private Rentenaufstockung sichert.

Frau Pietsch entwickelt eine Strategie, wie damals in der Metzgerei Pietsch, als ihr Gott-habe-ihn-selig noch lebte. Eigentlich ist ›Enno‹ die Ruhe selber, nur eins  lässt ihn unkontrollierbar aus der Haut fahren: dieser kleine, respektlose, aggressive Yorkshire-Terrier von Frau Walter. Sie muss die beiden trennen, Herrn und Hund, und ›Enno‹ zu einer spontanen Aktion verleiten.

Frau Pietsch entwirft Pläne, fertigt im Kopf Skizzen und Zeitpläne, ohne sich im Frisiersalon etwas anmerken zu lassen. Auch die Planungen der Sonderangebote und Jubiläumswochen gingen über sie, ihr Gott-habe-ihn-selig konnte nur schlachten, hacken, wursten und den Kundinnen Kalbsaugen machen.

Endlich steht Frau Pietschs Schlachtplan. Jetzt heißt es nur noch abzuwarten, bis Ihre Nachbarin Frau Walter um ein Hunde-Sitting für ihren Yorkshire-Terrier-Hündin ›Milli‹ nachfragt. Schon drei Tage später ruft Frau Walter an und bringt ihre ›Milli‹ am Montagabend vorbei. In der Nacht kläfft ›Milli‹ als wandelnde Alarmanlage Haus und Nachbarschaft zusammen, doch da muss man durch, wenn es um höhere Ziele geht.
Am nächsten Morgen, fast pünktlich um halb sieben, biegt das riesige Müllauto in die Südstraße ein. Frau Pietsch vergewissert sich, dass die ideale Ausgangslage eingetreten ist. Der cholerische Gaststättenbesitzer steht mit seinem ›Enno‹ an lockerer Leine im Hof seiner Gaststätte, um die Müllabfuhr bei ihrer Arbeit zu überwachen. Das Ekel!
Frau Pietsch darf nicht in sein Blickfeld geraten, sonst ist ihr schöner Plan verloren. Sie winkt dem Fahrer des Müllautos einen ›Guten Morgen‹ zu, nimmt einen Stoffhund, Frau Walters Yorkshire-Terrier nicht unähnlich, aus ihrer Tasche, versteckt ihn hinter ihrem Rücken und beruhigt die verunsicherte ›Milli‹ mit Worten und Streicheln auf ihrem Arm.

Der Fahrer legt den Rückwärtsgang des Müllautos ein, das beängstigend große Auto setzt unter nervigen Pieptönen rückwärts in die Hofeinfahrt der Gaststätte; die schwere Stahlschiene auf dem Wagen verdichtet die Ladung und schafft Platz für neuen Müll. Vor Sekunden hat die Schiene in seiner ausholenden Bewegung angehalten, setzt sich gerade wieder in schiebender Richtung in Bewegung. Da wirft Frau Pietsch den Stoffhund in hohem Bogen auf die Ladefläche des Müllautos, zwickt ›Milli‹ gleichzeitig ins Fell, die bellt empört in den höchsten Tönen und in vollster Laufstärke.
Augenblicklich fährt ›Enno‹ eine unbändige Wut in die Glieder, er reißt sich los, zwei, drei Sprünge und dann hinauf auf die Ladefläche des Müllwagens dem vermeintlichen Hassobjekt hinterher.
Der Hundehalter brüllt Kommandos, ›Enno‹ lässt sich nicht zurückhalten, bellt seine ganze Wut in höchster Kopfstimme heraus, dann eine kurze Stille, ein unheimliches, jammervolles Aufjaulen und Ruhe stellt sich ein.
Frau Pietsch verkrümelt sich um die Häuserecke, stellt ›Milli‹ auf die grauen Gehwegplatten, streicht ihr kurz lobend übers Fell und setzt mit schlechtem Gewissen, aber guter Laune, die morgendliche Gassi-Runde fort.

(2) erstbesinnts 230917

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Fingerzeig

Eva hat mal wieder einen abwechslungsreichen Morgen auf dem Flohmarkt verbracht. Ein elegantes Abendtäschchen erstanden, eine Vase mit Jugendstilmotiven und ein dekoratives Schmuckkästchen: alles zusammen für 18 EUR – nach knallharten Verhandlungen.
Irgendetwas verbirgt sich in dem reichgeschnitzten Kästchen, stellt Eva zuhause fest. Wie aufregend! Sie gönnt sich noch einen Kaffee und holt ihr Reise-Necessaire aus dem Bad. Das Kästchenschloss leistet erheblichen Widerstand, bis es nach mehreren Versuchen endlich nachgibt.
Eva trinkt noch einen Schluck Kaffee, öffnet vorsichtig den Deckel und fährt entsetzt zurück. Tastend sucht sie nach ihrem Handy und wählt. Es meldet sich die Polizei. »Ein Finger … ein einzelner Finger … abgetrennt … wir entsetzlich!«

Kommissar Bodenski lässt den gefundenen Finger ins Labor bringen, dann will er mit Eva Muratti herausfinden, wer ihr das gruselige Kästchen verkauft hat. Sie verabreden sich zu Recherchezwecken auf dem nächsten Flohmarkt.
Mit einigem Aufwand an Zeit und Mühen kann Eva Muratti die Verkäufer identifizieren. Dominik Bodenski gibt sich als Kripobeamter zu erkennen, sofort herrscht eisige Stimmung am Stand. Nur ihre Namen geben sie zwangsweise preis:
Maik Gäde und Cathrin Schmickler. Sie können sich angeblich weder an das Schmuckkästchen noch an Eva erinnern. Doch fehlt an Maiks linker Hand der Mittelfinger.

Steckt Rache oder Vergeltung der örtlichen Flohmarktmafia hinter der grausamen Tat? Doch die Überlegung kann zu keinem Ergebnis gebracht werden. Plötzlich wird der Flohmarktstand von mehreren Personen bedrohlich umstellt. Beermann zieht sich mit Eva Muretti zurück und wartet die weiteren Ergebnisse der KTU ab.
Bodenskis Personenrecherche ergibt, dass das Vorstrafenregister für Maik Gäde mehrere kleinere Einträge verzeichnet, Cathrin Schmicklers ist wie mit Persil gewaschen.
Erheitert meldet KTU Entwarnung. Der gefundene Finger ist eine hervorragende Nachbildung aus Kunststoff. Aber Maik Gäde fehlt doch der Mittelfinger? Da stimmt etwas nicht.

Dominik Bodenski kann zwei der bedrohlichen Männer vom Flohmarktstand identifizieren. Sie werden der örtlichen Flohmarkt-Mafia zugerechnet. Wollten sie Spielschulden von Maik Gäde eintreiben oder waren sie zu seinem Schutz aufgetaucht? Keine Auskunft von dem Flohmarktpaar. Doch Gäde ist Linkshänder und von Beruf Grafiker, seine schwangere Partnerin arbeitet als Requisiteurin an der örtlichen Freilichtbühne.
Dominik Bodenski lässt Maik Gädes Hand zwangsweise untersuchen. Seine Wunde ist noch ziemlich frisch und nicht vernarbt. Der Mittelfinger wurde an einer Bandsäge dilettantisch abgesägt. Eine Versicherung wird ausfindig gemacht, die einen  Versicherungsanspruch von Maik Gäde bestätigt. Der Versicherungsvertrag ist hoch dotiert und erst vor ein paar Monaten abgeschlossen worden.
Dominik Bodenski konfrontiert Maik Gäde und Cathrin Schmickler mit den Ermittlungsergebnissen. Maik gesteht nach kurzem Zögern: Er wollte sich und seiner zukünftigen Familie eine bessere Lebensperspektive verschaffen. So trennte er sich selbst den Finger ab, den er dann allerdings in Panik in der Kanalisation entsorgte. Für die Versicherung musste als Beleg ein Ersatzfinger her. Cathrin Schmickler gibt schließlich zu, als Theaterrequisiteurin den Finger gefertigt zu haben. Sie vergrub ihn in einem Schmuckkästchen, vergaß den Ablageort und die werdenden Eltern wären beinahe um eine Viertelmillion reicher gewesen.
(1) Fingerzeig230908

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Wer schreibt, der bleibt!

 

Wer hat noch nicht daran gedacht, seine Erinnerungen und Erlebnisse aufzuschreiben und damit für die Nachwelt zu erhalten.

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Anmeldungen bitte bis zum
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Starten Sie jetzt! Vorkenntnisse und Erfahrungen sind nicht erforderlich, jedoch wird ein ausreichender Umgang mit dem Internet und Kenntnisse eines Textprogramms vorausgesetzt.
Weitere Informationen unter www.vonlonski.net/biografiekurs

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Die Umsetzung in eine druckreife Form inklusive Lektorat kann gern vermittelt werden.

Ihr Kursleiter Günter von Lonski hat über dreißig Jahre Erfahrung als publizierter Autor (VS) und als Leiter von Online-Schreibkursen an verschiedenen Bildungseinrichtungen.

Schreiben Sie mit! Denn Schreiben macht Spaß, bringt gute Laune und lässt stolz sein auf das eigene Werk – und das alles bei freier Zeiteinteilung und unabhängig von Verkehrsverbindungen und Parkplatzsuche.

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Warum? Weshalb? Wieso?

   Wie wertvoll ist (m)eine Biographie?

Macht es Sinn, den vielen Autobiographien eine weitere hinzuzufügen? Wer soll meine Biografie überhaupt lesen? Lohnt der Aufwand an Zeit und Kraft?
Die meisten Autobiographien berichten von Hüllen und Schalen einer Persönlichkeit. Das normale Leben als Perle in einer endlosen Kette der Generationen bleibt ausgespart, die alltäglichen Ereignisse ungesagt, eine Persönlichkeit entsteht ohne Bezug zu Zeit, Umfeld und Normalität.
Wer seine Biografie „zu Papier“ bringt, hat meist das Ziel, sie auch für andere zugänglich zu machen. Doch wer interessiert sich schon für ein „normales“ Leben? Etwas Außergewöhnliches muss aufgezeigt werden, ein sensationeller Lebensverlauf, ein Ereignis der Zeitgeschichte. Die Ausrutscher werden weggelassen, die eigenen Leistungen überhöht – oder umgekehrt, je nach Ausrichtung auf die Zielgruppe.
Im privaten Internet gelten keine Absatzzahlen. Nur der eigene Anspruch an Aufrichtigkeit und Authentizität zählt. Nichts beschränkt mehr die Darstellung des eigenen Fühlens und Erlebens. Jeder entscheidet über Inhalt und Verbreitung seiner Biografie, stellt sich mit seinen Aufzeichnungen der ganzen Welt oder einem ausgewählten Leserkreis.
So entsteht die eigene Biografie nicht als Aufrichtung eines Denkmals für eigene Ruhmestaten, sondern als fortwährendes Gespräch, als Auflehnung gegen das Verstummen: Ich habe etwas zu sagen, zu erzählen, festzuhalten. Mein Leben ist wichtig! Ich erinnere mich selbst an längst verschüttete Ereignisse, stelle mich ihnen in der Darstellung – forme und füge mein Wissen und meine Erfahrung zu einem Lebenswerk. Ich bewältige schreibend mein Leben, ordne die Vergangenheit, um mich der Zukunft erwartungsvoll zu öffnen.
Bleibt noch die Frage nach der Vermessenheit, die eigene Biografie für wichtig zu halten. Die Antwort gibt auch hier JW Goethe: „Wir lieben nur das Individuelle. Daher die große Freude an Vorträgen, Bekenntnissen, Memoiren, Briefen und Anekdoten selbst unbedeutender Menschen. Die Frage, ob einer seine eigene Biografie schreiben dürfe, ist höchst ungeschickt. Ich halte den, der es tut, für den höflichsten aller Menschen. Wenn sich einer nur mitteilt, so ist es ganz einerlei, aus was für Motiven er es tut.“

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